Narzisstische Entwertung

Narzisstische Entwertung: Keine Zustimmung, keine Ablehnung, keine Emotion, keine Meinung,…Nichts

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Als kleines Mädchen bemerkte ich einen verwirrenden Unterschied zwischen mir und all den anderen kleinen Kinder in der Schule. Sie hatten große Wünsche. Sie hatten starke Emotionen. Sie hatten entschiedene Meinungen. Sie hatten entschiedene Vorlieben. Ich nicht.

 

Fast 30 Jahre später ist es immer noch so, aber in weniger Ausmaß. Werde ich mit einer Entscheidung konfrontiert, ringe ich darum, was richtig, moralisch, klug und selbstlos ist, um es zu tun. Es geschieht nie zu fragen, was ich eigentlich will, was ich gerne machen würde und was mich glücklich machen würde. Willkommen in der narzisstischen Entwertung!

Entwertung lernen

Ich lernte Entwertung auf den Knien meines Vaters: „Wir treffen keine Entscheidung aufgrund von Gefühlen“, monologisierte er trübsinnig, „Gefühle sind nicht wichtig. Sie sind unbeständig. Ignoriere sie. Agiere aufgrund von Tatsachen, und nur von Tatsachen. Schau dir Leute an, die ihre Wahl aufgrund von Gefühlen treffen. Schau, wie chaotisch ihr Leben ist. Lebe dein Leben aufgrund von Tatsachen und Logik.“

Das tat ich.

Aber ich hatte eine kleine Hilfe. Meine Gefühle schienen nicht korrekt zu sein. Meine Wahl an Freunden und Liebesgeschichten waren nicht korrekt. Hölle! Gar mein Geschmacksknospen und mein Hass auf Kidney-Bohnen, Linsen und ein gewisses Gericht, gewürztes Gemüse-Chilly, waren out – Irrtum! ENTWERTET!

 

Als ich größer wurde, begannen meine starken, angeborenen Gefühle schwächer zu werden. Ich schämte mich dafür, sie wahrzunehmen, zu verstehen und auszudrücken. Der alltägliche Spaß der Kindheit schwächte sich zu den dünn gesäten Ausbrüchen an Freude ab, wenn etwas Gutes passierte. Lebhaft grüne Eifersucht schwächte sich zu weicher, gelbgrüner ab. Glücklich sein wurde ein Job, eine lästige Hausarbeit, eine Pflicht, die ich regelmäßig zu haben hatte. „B.O. der Persönlichkeit“. Mein verachteter „starker Wille“ wurde weich wie ein Rosenblatt. Und das Temperament, das ich seit Beginn meiner bösen Baby-Tagen hätte, ….nun, ich schämte mich dafür und versteckte es im Alter von sechs Jahren. Starre Anspannung (Katatonie) wurde mein Ziel, Unsichtbarkeit mein eifriger Wunsch.

Damit war ich auf der sicheren Seite.

Nie reagieren

Irgendwann in meinen Teenie-Jahren entschied ich, nie zu reagieren. Ich war sicher. Ich lernte, meine Impulse zu kontrollieren, beides mimisch und physisch. Nach meiner Sicht konnte ich in keine Probleme bei ihnen geraten, wenn ich keine Reflexe und keine Reaktionen hatte. Wenn ich KEINEN Gesichtsausdruck hatte, dann konnte mir nicht gesagt werden, „Mach nicht so ein Gesicht“.

Nach einer Weile bekommst du einen Hang dazu, nicht zu reagieren. Einmal stand mein Großvater aus Versehen auf meiner Hand und ich wartete einfach, bis er sich weiter bewegte. (Gott sei Dank war der Teppich weich.)

 

Schwarz und Weiß

Wenn es zu Meinungsäußerungen kam, war meine fertig…belehrt, Lektion erhalten, Gehirn gewaschen Tag für Tag, klar, was sie sein sollte. Mir wurde gesagt, was ich zu glauben und was ich zu denken hatte. Andere zu beurteilen, war durch eine tägliche Grundlage vorgeformt.

Aber niemand dachte daran zu fragen: „Lenora, was denkst du über dies und das?“ Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen ich meine eigene Meinung bei einem speziellen Thema abgab, wurden meine Gedanken begrüßt: „Wie interessant! Du hast eine Ansicht ohne gleichen. Warum teilst du deine Meinung nicht öfters?“

Oh….wirklich!? Nach einem Leben mit Scham und Entwertung….in einem Haus mit Menschen, die 100 % richtig 100 % ihrer Zeit sind….warum sollte ich!?

 

Alle Erwachsen

Als ich begann, das Labyrinth des Erwachsenenlebens anzusteuern, begegnete ich vielen Menschen mit vielen verschiedenen Standpunkten, Ansichten auf die Welt und religiösen Ansichten. Ich mochte eine offene Haltung, andere Standpunkte von Wertigkeiten zu erwägen, auch wenn sie nur einen Krümel an Wahrheit beinhalteten. Was ich nicht mochte, was das beurteilende und narzisstischen Schwarz-Weiß-Denken, was mir beigebracht wurde. Unnötig zu sagen, dass meine „Bewusstseinskontrolleure“ nicht erfreut waren.

 

Nochmals, ich bemerkte, wie jeder, dem ich begegnete, mit einer Meinung ausgestattet war, wie dogmatisch und vertrauensselig sie in ihrer Meinung sind. Hieß das Erwachsensein? Waren sie wirklich sicher bei ihrer Meinung nach langen beschwerlichen Studien oder genossen sie nur, sich selbst reden zu hören? Bis zu diesem Tag war ich nicht bombastisch in meiner Meinung. Ist das unreif oder eher demütig? Ich weiß es nicht.

 

Auswahl

Wie für so viele Opfer von Narzissten ist Entscheidungen treffen fürchterlich! Ich realisierte nicht einmal, dass ich eine Wahl hatte. Nehmen wir zum Beispiel meinen ersten Graphik Design Arbeitsplatz. Ich war miserabel…und mein Chef war wirklich merkwürdig. Aber ich realisierte nicht, dass Kündigen eine Option sein könnte. Ernsthaft. Du kannst das eigentlich machen!? Kein Mist! Aber wie ich zuvor gesagt hatte: Was ich wollte und was mich glücklich machen würde, war nie eine Faktor in einen Entscheidungsprozessen. Tatsache war, was ich getan hatte - nicht meine Gefühle.

 

Mind Fuck

„Vertraue deinem Fühler“, sagte Mutter gerne. Guter Rat. Fantastischer Rat! Aber nach einem Leben voller Entwertungen, hast du nicht wirklich die Wahl zu fühlen und deiner Intuition zu folgen. Du kannst und solltest es versuchen….aber es ist ein Miststück.

 

Auftauen

Wenn du wie ich von Narzissten Gehirn gewaschen, manipuliert und missbraucht wurdest, dann sitzen wir im selben Boot. Wir müssen auftauen und lernen, dass unsere Gefühle wirklich vertrauenswürdig  sind und es in Ordnung ist, dass wir sie haben.

Noch einmal fähig sein, das farbenfrohe Kaleidoskop der starken Gefühle fühlen - jenseits der zwei gewohnten: Schmerz und Gefahr. Noch mal wieder fähig sein, unsere Intuition zu spüren, ….sich auszumalen, was uns glücklich macht….und danach zu handeln. Ich nehme an, deshalb habe ich morgen Therapie. Weil ich nicht herausbekomme, wie ich auftauen und fühlen kann, wirklich fühlen, allein für mich. Wenn ich etwas an gutem Mist von meinem Therapeuten lerne…seid ihr die Ersten, die ich es wissen lasse!

 

(aus dem Englischen übersetzt von Emma Kober) 

 

http://blogs.psychcentral.com/narcissism/2016/07/narcissistic-invalidation-no-likes-no-dislikes-no-emotions-no-opinions-no-nuthin/

 

 

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