Wenn die Familie eine Sekte ist (2)

Wenn die Familie eine Sekte ist (2)

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Manchmal benehmen sich Familien wie Sekten. Oh, Ich meine nicht, dass sie verrückte Doktrinen haben. Eher die Dynamik innerhalb der Familie ist wie eine Sekte. Das ist oft so in narzisstische Familien gegeben, besonders wenn es sich um religiöse handelt wie meine. 

 

Im März veröffentlichte ich den ersten Teil von „Wenn die Familie eine Sekte ist. Die Reaktionen darauf waren phänomenal. So wusste ich, dass ich auf etwas gestoßen war. Zum weiteren Lesevergnügen und für hoffentlich ein paar Aha-Momente gibt es den Teil 2 „Wenn die Familie eine Sekte ist 2“. Es geht der Dank an den Verein der internationalen Sekten-Studien und „Sekte 101“, die die unten aufgelisteten Kriterien der sektenähnlichen Dynamiken sammelte.

 

Eigenschaften einer Sekte

„Die Gruppe ist elitär und fordert eine speziell herausgestellte Position für sich, für seine(n) Führer und für die Mitglieder…“

 

Genau! Ich meine…ist das nicht eine andere Beschreibung der narzisstischen Genialität!?

„Die Gruppe hat eine polarisierte Mentalität von Wir-gegen-sie, die möglicherweise zu Konflikten mit der größeren Gesellschaft führt.“

 

Wo soll ich nur anfangen!? Das ist so wahr für Narzissten auf so vielen Ebenen.

Als Erstes kann die Wir-gegen-sie-Mentalität die Opferhaltung implizieren, die Narzissten so sehr beanspruchen. Keiner versteht sie. Ach, es geht um sie. Was haben sie je getan, um das zu verdienen? Was haben sie getan!? Tag für Tag sitzen sie auf dem Thron ihres Elfenbeinturms der Selbstgerechtigkeit, starren eine Nasenlänge runter auf die armen, getäuschten Seelen, die nie etwas richtig machen…im Gegensatz zu ihnen. Sie wissen, wie es richtig geht, kennen den einzig richtigen Weg, Dinge anzupacken und sprechen das …mit aller Wertung…aus.

Natürlich isoliert sie das von den Gefolgsleuten, die letztendlich „nicht gut genug sind“, um mit ihnen wie auch immer Kontakt zu halten. In meiner Familie zum Beispiel war keine Kirche gut genug für uns! Nichts und niemand war gut genug für uns. Es war eine einsame Existenz.

 

„Der Führer ist gegenüber jeder anderen Autorität nicht verantwortlich. …Die Gruppe lehrt oder setzt voraus, dass die für erhaben gehaltene Zwecke, was auch immer sie bedeuten, für nötig sind. Das kann sich bei den Mitgliedern bei durch Teilnahme von Verhalten oder Aktivitäten äußern, die sie vor Eintreten in die Gruppe getadelt oder für unethisch gehalten hätten (zum Beispiel Familie und Freunde anlügen).“

 

 

Wow, das triggert! Mein Gefühl schreit: „Ja!“, auch wenn ich Mühe habe, das Konzept in Wort zu fassen.

Grundsätzlich sprechen wir über die Heuchelei, die die Neigung eines Narzissten mit seinem „Logisch-sein“ erfüllt. In seiner Welt rechtfertigt das Ziel die Mittel weil 1) er perfekt ist und 2) Gefühle nicht zählen.

Machen wir eine Pause, um dies ein bisschen mehr zu untersuchen. Hallo! Ich erspähe mit meinen kleinen Äuglein den logischen Trugschluss einen zirkulären Beweisführung (circulus in probando) oder das Betteln nach der Frage. Der Narzisst ist perfekt. Sie sind sich da sehr sicher. Also muss alles, was sie tun, von sich aus perfekt sein. Moralisch einwandfrei. Korrekt. Akzeptabel. Oder nicht!

 

 

Ihre Fähigkeit, alles jedem anzutun, um ihr Ziel zu erreichen, ist durch ihren Glauben unterlegt, dass Gefühle nicht zählen. Speziell die Gefühle anderer Leute. Sie werfen ein sehr zynisches Auge auf Gefühle generell, halten sie für unbeständig, des Vertrauens unwürdig und äußerst nutzlos. Deine Gefühle zählen schlicht gar nicht. Das ist Mangel an Empathie, nicht wahr!?

Derweil erachten sie sich selbst als die ruhigsten, un-emotionalsten und logischsten Menschen auf dem Planeten, während wir sie als die dramatischsten, emotionalsten und am meisten missachtenden Leute aus unserer Bekanntschaft wahrnehmen!

Lebhaft erinnere ich mich an Vaters Label, mich als „so emotional“ zu bezeichnen und damit meine Gefühle rund herum zu entwerten. Mittlerweile lernte ich meinen Arbeitsplan auf spät zu verschieben, damit er Zeit hatte, von seinem Ärger nach der Arbeit runter zu kommen, bevor ich von Büro nach Hause kam.

Vater hätte jeden gänzlich missbilligt, der ein Kind attackiert hätte. Doch er selbst grapschte wütend nach den Haaren eines Nachbarkindes und schrie ihm ins Gesicht. Ich weiß es, denn die Polizei kam.

Vater hätte jeden missbilligt, der Äste an seinem Baum abgebrochen hätte. Doch er brach Äste an Bäumen anderer Leute ab, wenn sie ihm auf dem Bürgersteig im Weg waren.

Lebhaft erinnere ich mich an Großmutters Predigten und Herumreiten, dass es böse wäre zu werten. Aber sie gehörte zu den Leuten, denen ich je begegnet bin, die am meisten werteten.

Ich erinnere mich lebhaft an Mamas Vergnügen, als Bette Davis aus der Enge mütterlicher Dominanz im Film „Now Voyager“ floh, ohne zu realisieren, dass sie selbst so ähnlich wie Bettes Mutter war.

Und wenn sie je ihre Heuchelei begriffen hätten, hätten sie diese 100 % gerechtfertigt, die gleichen Dinge zu tun, die sie bei anderen verteufelte. Die Rationalisierung würde nie enden.

 

 „Die Führerschaft flößt Gefühle der Scham und/ oder der Schuld ein, um die Mitglieder zu beeinflussen und/ oder zu kontrollieren. Oft passiert das durch Druck der Gleichgestellten und deren subtile Formen der Überredung.“

 

 

Schuld. Falsche Schuld. Sie jagt uns in jedem Moment des Tages. Es ist der Klang von Mutter und Vaters Stimme, die ständig in unserem Kopf wie eine ewige Schlaufe kreist. (Wie stark müssen wir sein, das trotzdem auszuhalten! Hut ab!)

Ich war sorgsam dazu erzogen, mein Gewissen zu beachten, so dass es durch austrocknete, weil es ignoriert wurde. Diese Leute spielten mit meinem Gewissen, indem sie eine falsche Schuld einbauten und mein Gewissen nach ihren Launen manipulierten. Das hat nichts zu tun mit echter Schuld für schlechtes Verhalten. Nein! Das ist einfach Gehirnwäsche und Bewusstseinskontrolle durch Ausbeutung unseres inhärenten Wunsches, das Richtige zu tun, und uns nach dem Willen des Narzissten zu verbiegen.

 

 

Die Unterwerfung unter den Führer oder die Gruppe fordert von den Mitgliedern Verbindungen zu Freunden aufzugeben, …und radikal die persönlichen Ziele und Aktivitäten zu ändern, die sie hatten, bevor sie zur Gruppe kamen.“

 

 

Keiner ist gut genug. Keiner war je gut genug. Im zarten Alter von sechs, wurde ich entschieden aufgefordert, nie wieder mit meinem besten Freund zu sprechen. Es war das erste Mal…aber es sollte nicht das letzte Mal sein. Und Ziele. Puh! Was ist das?

Ich finde es seltsam, dass Narzissten keine Hobbys zu haben scheinen. Vielleicht liege ich falsch, aber ihre Ziele sind, die Illusion und die Perfektion aufrecht zu erhalten….Und das braucht viel Zeit und Energie, so dass wenig übrig bleibt für Hobbys, Freude und Vergnügen am Leben.

In der Tat scheinen sie nicht zu denken, dass das Leben etwas zum Genießen ist. Für Narzissten ist es etwas zum Erobern. Es ist eine Spanne von Jahren, um sich selbst zu beweisen, dass sie des Lebens wert sind. Eine Prüfstelle des Bestehens und Durchfallen. Und unglücklicherweise geben sie diese Philosophie an ihre Familie weiter.

 

 

„Die Gruppe ist damit beschäftigt, Geld zu machen.“

 

Beschäftigt man sich lang genug mit einem Narzissten, früher oder später, wirst du entdecken, dass seine wahre Liebe Geld ist. In meiner eigenen Erfahrung war die Erkenntnis, dass Geld sehr wichtig war für meine Familie spät: zu spät.

Du siehst, Ich habe ihnen ihr Gelaber abgekauft…Haken, Schnur und Lot. Ich bin ihrer Sparsamkeit nach geraten. Bedauerte ihre finanziellen Engpässe. Pflicht erfüllt zahlte ich eine Rente entsprechend der monatlichen Miete, obwohl ich mich danach sehnte, woanders zu leben. Sie sagten, sie liebten mich zu sehr, um mich ausziehen zu lassen, weil es draußen zu unsicher war. Ich nenne es Habgier.

 

Zurück: Als ich bei Dayton‘s arbeitete, war es den Beschäftigten verboten ihre Beschäftigten-Rabatte für die Anschaffungen von Familienmitgliedern auszugeben. Mama wurde verrückt, als ich diese Regeln befolgte. Das war ein Hinweis!

 

 

Zurück: Als ich zu Hause lebte wickelte sie Gummibänder um den Hals von Flüssigseife-Behälter, um den Verbrauch zu drosseln…und du hattest zwei Mal bei der Flasche zu pumpen. Das war ein Hinweis!

 

Zurück: Als ich auszog, vernichtete meine Mutter mir die Freude daran und beschämte mich, indem sie sagte: „Ich will dich nur wissen lassen, dass dein Auszug für uns eine finanzielle Belastung verursacht.“ 

 

Zurück: Als ich heiratete, wurde ich auf der Stelle von den Familiengeschenke ausgenommen…so nehme ich zumindest aus einer sehr guten Quelle an. Das ist ein Hinweis!

Zurück: Als ich diesen Blog begann, versuchte meine Familie über 50.000 Dollar von mir zu verlangen. Das war ein größerer Hinweis!

Ich nehme an, es ist wahr. Du kannst entweder dem Gott der Liebe dienen…oder dem Gott des Geldes.

„Von Mitgliedern wird erwartet, dass sie unermesslich viel Zeit der Gruppe und der Gruppe relevanten Aktivitäten widmen.“

 

Wow! Wenn das nicht wahr ist! Merkwürdigerweise merkte ich es nicht, bis ich ausgezogen war. Ich war schockiert, wie viel freie Zeit ich plötzlich hatte. Ich erwartete, dass alleine leben viel härter wäre, als mit der Familie leben. In Wirklichkeit ist es viel einfacher.

Plötzlich hatte ich freie Abende. Meine Wochenenden waren frei. Ich erledigte nicht mehr 2-3 Abenden in der Woche Dinge mit einem leeren Bauch. Ich war nicht mehr gezwungen zwei Mal die Woche Musik zu spielen. Ich war nicht mehr gezwungen, mit einer armen einsamen Frau, die keinerlei Freunde hatte, zu plaudern.

 

Es war wunderbar, nicht unermesslich viel Zeit der Gruppe - ich meine: der Familie - zu spenden.

 

Mitglieder werden dazu ermuntert oder aufgefordert, ihr Leben und/oder ihre sozialen Bezüge nur noch mit den anderen Gruppenmitgliedern zu verbringen.“

 


Zur Hölle, ja! Ich erinnere mich, als ich mich 2004 MENSA anschloss. Einmal im Monat hatten wir ein Treffen und hallo! Es war viel Spaß! Ja, manchmal wurden diese Kleinigkeiten und die Unterhaltungen etwas farblos. Aber was soll es!?

 

Und ja, meine Mutter machte auch Druck, es aufzugeben. Damit gab ich auch auf zu versuchen, überhaupt Freunde zu haben. Es war der einfachere Weg. Letztendlich war keiner „gut genug“, und mein Selbstbewusstsein war so schwach. Ich fürchtete mich vor jedem. Wie traurig ist da nur!?

Stockholm Syndrom per Zufall?

 

Warum? Warum sind Sekten und Narzissten so ähnlich?

Weil Sekten von Narzissten begonnen werden. Gute alte Jungs rennen nicht, um eine Sekte zu gründen. Sie sind zu beschäftigt, um eine schöne Zeit mit Freunden zu verbringen. Aber Narzissten gründen Sekten. Ihr Ego braucht die blinde Verehrung, die Kraft, die sexuellen Vorzüge und die Fähigkeit andere abzuwerten und zu dominieren.

Natürlich, Narzissten etablieren dieselbe Dynamik in ihren eigenen Familien. Deswegen haben die Familien von Narzissten eine sektenähnliche Dynamik.

Wenn du dich entscheidest sie zu verlassen (Und ich hoffe, du tust es), bereite dich auf extreme Sekten-Entzugs-Erscheinungen vor (Google es!). Aber das ist ein anderes Thema zu anderer Zeit!

 

Lenora Thompson (aus dem Englischen übersetzt von Emma Kober) 

 

 

Quelle: http://blogs.psychcentral.com/narcissism/2016/06/when-family-is-a-cult-pt-2/

Über Lenora Thompson

 

Lenora Thompson ist freie Journalistin für die Huffington Post und Holzbrand-Künstlerin. In ihrem Blog „Narzissmus begegnet der Normalität“ („Narcissism Meets Normalcy“) beschreibt sie ihre wahre Lebensgeschichte, eine Flucht in jüngster Zeit aus der Geiselhaft einer Generationen übergreifenden, sektenhaften, narzisstischen Familie. Mit offenem, beißenden Humor und Sarkasmus beschreibt sie mutig und realistisch, was sie erlebte. Lenora Thompson sieht sich selbst als „whistleblower“, die eine Schlaglicht auf narzisstischen Missbrauch wirft, so dass auch andere anfangen, ihre Freiheit und die Erfahrung von Heilung zu machen. Hier ihre Webseite: http://www.lenorathompsonwriter.com

 

 

Der Artikel ist nur zur Information und hat aufklärerische Absichten. Es sollte unter keinen Umständen als Therapie erwogen werden oder Therapien und Behandlung ersetzen. Wenn du dich Selbstmord gefährdet füllst, oder denkst, dich selbst zu verletzen, oder wenn jemand in Gefahr ist, wende dich an öffentliche Notrufstellen. Der Inhalte dieser Blogs und alle Blogs beschreiben die Meinung von L. Thompson. Wenn du Hilfe brauchst, kontaktiere qualifizierte psychologische Stellen.